Mein Trip zu Turkey Heliski: Das Beste aus vielen Freeride-Welten - Travelzone AG

Mein Trip zu Turkey Heliski: Das Beste aus vielen Freeride-Welten

Einfach, rustikal, ausgesprochen herzlich: Bei Turkey Heliski fühlt man sich an die Anfänge des Heliskiings erinnert. Das Terrain allerdings ist zeitlos gut. Zwischen 4‘000er Gipfeln und verlassenen Dörfern im Tiefschnee betätigt sich Kenny Prevost von Travelzone sogar mal als Guide.

Die Fahrt ist rasant, holprig, stellenweise halsbrecherisch. Einem Mitreisenden schlägt das Rütteln auf den Magen. Die Kräfte, die auf mich einwirken, spüren sonst wohl nur Ralley- oder Formel 1-Piloten. Dabei sitzen wir noch gar nicht im Helikopter – wir werden eben erst mit dem Minibus zum Hotel chauffiert. Gegen den Mann am Lenkrad wirke ich auf meiner Lieblingsstrecke zwischen Chur und Arosa mit ihren 365 Kurven wie ein Heiliger. Doch der Kerl hat sein Gefährt im Griff. Nach 130 nervenaufreibenden Minuten setzt er uns wohlbehalten am Hotel Hasimoglu ab – der Basis von Turkey Heliski.

Das Hotel befindet sich im Nordosten der Türkei, im 1‘300 Meter hoch gelegenen Ayder. Von dort aus fliegt Turkey Heliski seine Gäste ins Ostpontische Gebirge. Mehr als 400 Abfahrten zwischen 700 und 1‘200 Metern Länge ziehen sich durch ein 4‘500 Quadratkilometer grosses Gebiet. Ein paar Gipfel reichen auf bis zu 4‘000 Meter Höhe, einige Landeplätze befinden sich gerade mal 300 Meter darunter.

2018 bin ich zum ersten Mal mit Turkey Heliski unterwegs. Auf der Anreise geht es für mich frühmorgens mit Turkish Airlines via Istanbul nach Trabzon, wo der Zeitunterschied zur Schweiz zwei Stunden beträgt. Das Gepäck habe ich direkt nach Trabzon aufgegeben. Doch wo hole ich es nach der Ankunft ab? Einen Spaziergang vom Domestic zum International Terminal, ein Gespräch mit einem Flughafenangestellten, der mir schlussendlich den Eingang öffnet, und ein paar Umwege zur leeren Arrival Hall später finde ich meine Koffer.

Vor dem Flughafen begrüsst uns ein sehr freundlicher Mitarbeiter von Turkey Heliski, der uns die Koffer-Anhänger mit unseren Zimmernummern austeilt und uns zum Minibus für den Transfer begleitet. Auch am Hotel Hasimoglu bereitet man uns einen äusserst herzlichen Empfang. Das Haus selbst ist ein Mittelklasse-Hotel, der Speisesaal eher bahnhofähnlich – von Bergromantik keine Spur. Negativ fällt das allerdings nicht ins Gewicht: Im einfachen und rustikalen Ambiente und mit dem superfreundlichen Personal fühlt man sich wie «back to the beginning of heliskiing». Auch wenn die frühen Heliski-Pioniere sicherlich keine Moschee hinter ihren Unterkünften hatte, in der ein Muezzin mehrmals täglich zum Gebet ruft.

 

Turkey Heliski in Schweizer Hand
Bei meinem Besuch lerne ich endlich Thierry Gasser, Gründer und Besitzer von Turkey Heliski, persönlich kennen. In seinem Team hat er hat einige Persönlichkeiten aus der Welt des Bergsports um sich versammelt. Bergführer Abele Blanc etwa ist der 23. Mensch, der alle 8‘000er bestiegen hat. Bergführer Raphy Richard ist der Vater von Freerider Jérémie Heitz und Gerold Biner, der mal als Pilot, mal als Bergführer fungiert. Der Mann ist CEO von Air Zermatt.

Am planmässig ersten Heliskitag frühstücken wir erst um 9:00 Uhr. Schlechtes Wetter lässt keinen Start zu, sodass wir die – sehr ausführlichen – Sicherheitsübungen nicht in aller Frühe abhalten müssen. Am Nachmittag vertreiben wir uns die Zeit mit dem Freeride-Film «La Liste». Tourengehen ist wegen des matschigen Schnees heute leider keine Option. Wer möchte, dreht eine Runde auf dem Quad oder meldet sich zum Riverrafting an. Am Folgetag ist es dann soweit. Ab 8:30 Uhr fliegen vier Vierergruppen im Zehn-Minuten-Rhythmus ins Gelände. Ich habe Glück und befinde mich gleich in der ersten Gruppe. Fünf Minuten, nachdem der Heli abgehoben ist, klettern meine französischen Mitstreiter – eine Mutter und ihre beiden erwachsenen Söhne – und ich schon wieder aus der Kabine. «Easy Women» lautet der Name unserer ersten Abfahrt. Eine leichte Abfahrt und super, um die ersten Schwünge in den Schnee zu ziehen. Lunch gibt es am Mittag auf 2‘400 Metern Höhe, bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen. Eine kulinarische Überraschung wartet nicht in meiner Lunchbox. Wie auch, ist doch jeder Heliski-Gast morgens selbst für die Zubereitung und Verpackung seiner Mahlzeit verantwortlich.

Schneebedeckte Dächer und Schwarzes Meer
Ein grösserer Leckerbissen als das Picknick ist die Szenerie. Immer wieder durchqueren wir kleine, im Winter verlassene Dörfer, die von den Schneemengen fast erdrückt werden. Über einige Dächer kann man fahren oder sogar springen. Das macht das Gebiet zu einem Powder-Spielplatz der Extraklasse. Zudem blickt man von der Abfahrt «Black Sea» bis aufs Schwarze Meer und mit etwas Glück – wie in unserem Fall – auf den Elbrus, den mit 5‘642 Metern höchsten Berg des Kaukasus. Schnell merke ich, dass Heliskiing in der Türkei das Beste aus vielen Freeride-Destinationen wie Nord- und Südamerika oder der Schweiz vereint. Lediglich auf ein Tree Skiing wie in Kanada muss man hier verzichten. Das machen aber die engen Couloirs und aufregenden Steilhänge wett, die man bei ausreichender Stabilität der Schneedecke in Angriff nehmen kann. Unter anderem fahren wir «Daltons», eine Rinne mit 40 Grad Neigung.

Ein weiterer Vorteil der Türkei: Es gibt unzählige Optionen, fast jeder Gipfel scheint einen Landeplatz zu haben. Für mich bekommt «Freeride» hier eine ganz neue Bedeutung. Auf weiten Hängen müssen wir die Spuren nicht eng beieinander halten, sondern können auch mal 20 oder 40 Meter links und rechts des Guides shredden. Zudem landen nicht alle Gruppen zwangsläufig am selben Spot. Manchmal tauchen die anderen auch in einiger Entfernung auf und suchen sich andere Abfahrten.

Snowboarden: Wer hat’s erfunden?
Zwischendurch verschlägt es uns sogar zu einem Film-Set. Im Dörfchen Meşeköy im Ikizdere-Tal drehten schon Jeremy Jones und auch Ueli Kestenholz, der in seiner Doku der Frage nachging, wer denn nun das Snowboarden erfunden hat, Jack Burton oder doch die Türken?

Ein toller Heliski-Tag endet nach 14 Abfahrten und 10‘000 Höhenmetern in den Beinen. Zurück im Hotel wartet ein Heli-Après-Snack auf uns. Die 46 Grad Celsius heissen Quellen, lasse ich an diesem Abend aus.  Getreu dem Motto «Die Ersten werden die Letzten sein» finde ich mich am nächsten Morgen in Gruppe vier wieder. Der Start verzögert sich wegen dichten Nebels. Als wir um 10:00 Uhr endlich abheben, ist Abele, der Bezwinger sämtlicher 8‘000er, unser Bergführer. Den Heli fliegt Air Zermatt-CEO Gerold Biner. Er bringt uns in Richtung Norden, wo wir ebenfalls zahlreiche «Geisterstädte» sehen. Zwischen 1‘300 und 2‘800 Metern wird dort im Sommer nicht nur Vieh gehalten, sondern auch Honig und Tee produziert.

Wie die grauen Nebelschwaden selbst zieht sich unser Vormittag, der Schnee ist schwer und die Sicht schlecht. Manchmal sind wir geradezu im Blindflug unterwegs. Nach dem Mittag wechsele ich die Gruppe, damit ich ein paar Abfahrten gemeinsam mit George, einem Schweizer Bergführer, nehmen kann. Mit dabei sind drei türkische Wintersportler, zwei Snowboarder und ein Skifahrer. Weiss der Geier, wo die Jungs fahren gelernt haben, aber die drei müssen sich vor niemandem verstecken. Kaum zeigt sich die Sonne, greifen wir wieder spannendes, abwechslungsreiches Terrain an. Jede Abfahrt scheint besser zu sein als die vorherige. Die Sonnenstrahlen machen den Schnee weicher, pulvriger, trockener. Wir tauchen ein in «Silk Powder», der vergleichbar mit Sulz-, aber tatsächlich Pulverschnee ist.

Vom Gast zum Guide
Gerold möchte uns noch etwas Gutes tun und führt uns zum «face de la mar». Dieser Couloir bringt es zwar «nur» auf eine Neigung von 35 Grad, ist aber toll zu fahren. Später überlässt Gerold uns dann das Kommando. Wir dürfen selbst einmal «guiden», während er zum Schluss fährt. Das offene Terrain erlaubt derartige Rollenwechsel. Wahrlich die Krönung haben sich unsere Gastgeber aber bis zum Schluss aufgehoben. Unser Pilot setzt uns auf einem Mini-Gipfel ab, auf dem die Maschine wie auf einem Thron wirkt. Bei 48 Grad Neigung dauert es die vollen 1’000 Höhenmeter, bis mein Adrenalinspiegel wieder auf Ausgangsniveau liegt. Auf dem Weg zurück zur Basis zeigt unser Pilot noch mal sein ganzes Können. In James Bond-Manier jagt er den Heli durch die Täler, zwischendurch spüren wir die Fliehkräfte am eigenen Leib. Der Ausblick auf imposante Gipfel, verlassene Dörfer und Unmengen an Schnee ist phänomenal. Eines allerdings lässt sich rückblickend nur schwer sagen: Hat unser Heli-Pilot die wildesten Manöver vollführt – oder vielleicht doch der Fahrer des Minibusses bei unserer Anreise?

Stark genug?

Du bist nicht sicher, ob Du stark genug für Heliskiing fährst? Melde dich bei uns. Gerne auch mit einem Video-Check-up. Wir waren mit tausenden Skifahrern beim Heliskiing und kennen alle Gebiete. So können wir mit Dir einschätzen, wo Du am meisten Spass im Powder hast!

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